Ruinen von Canudos auf dem Trockenen

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Bilder: Neide Rigo

Liebe Freunde des Meeres des Pilgers Antonio,

Nach langer Dürre liegen die Ruinen von Canudos wieder auf dem Trockenen.
Zum Glück hat es mittlerweile schon wieder etwas geregnet – alles ist jetzt grün – doch noch lange nicht genug, um den Stausee zu füllen.

Diese große Dürre begann kurz nachdem wir zum letzten Mal im Sertão waren und ist die Schlimmste seit 1997. Ab und an gab es kleine Regenfälle, doch nie genug – dadurch haben viele Menschen einen Großteil ihres Viehs verloren. Hinzu kommt, dass sie wieder völlig abhängig vom Wasserwagen wurden, und damit von der Willkür der lokalen Politik. Wenn man dann sieht, wie viele Milliarden in die WM gepumpt wurden, tut es weh, zu wissen, dass ein Bruchteil davon genug gewesen wäre, viele dieser Problemen dauerhaft zu lösen. Kein Mensch ist Schuld daran, wenn es nicht regnet. Doch dass noch immer so viele Menschen darunter leiden, liegt vorallem an der Tatsache, dass es andere Menschen gibt, die wissen, wie sie sich genau dieses Leid zu Nutze machen können.

Suche unter Wasser
Als wir unseren Film drehten, habe ich einige Tage tauchend am Stausee auf der Suche nach den Ruinen verbracht. Das war 2007 und 2010. Der See war voll und im Durchschnitt etwa 13 Meter tief. Das Wasser war dunkelgrün und sogar mit einer Lampe konnte man nur einen halben Meter weit sehen. Es war eine schier unmöglich erscheinende Arbeit, aber dennoch wollten wir es versuchen.
Im Stausee wird schon seit er 1969 entstand, gefischt, und die grösste Gefahr unter Wasser sind alte, vergessene Fischernetze, in denen man sich plötzlich verheddern kann. Schon viele Menschen sind im Stausee ertrunken – nicht weil sie die Ruinen suchten, sondern einfach während einer Schwimmrunde. Doch ich dachte, gut vorbereitet zu sein: am Bein trug ich einen Halter mit einem scharfen Tauchermesser. Dennoch bekam ich am dritten Tag der Suche plötzlich Angst. Von der eine Sekunde auf die andere war da etwas in mir, das sagte: RAUS! JETZT SOFORT!

Ich tauchte auf, zurück zum Ruderboot, in dem Susanne und Landinho – der Fischer und Akkordeonist im Film – auf mich warteten. Es hatte gereicht. Die Ruinen blieben verborgen im dunklen Wasser, und an der Stelle des Films, wo wir sie zeigen wollten, sieht man jetzt nur Bilder einer suchenden Kamera im dunkelgrünen Wasser. Wir fühlten, dass es so stimmte: Canudos lag wie begraben unter Wasser, und was nahmen wir uns heraus, es dort in seiner Ruhe zu stören? Im Nachhinein fühlte sich meine Unterwassersuche ein wenig an wie Grabschändung.
Kurz darauf stiessen wir auf ein altes Videoband mit Bildern aus 1997, als die Ruinen auf dem Trockenen lagen und für kurze Zeit zum Pilgerort geworden waren, bis sie wieder im Wasser versanken. Wundervolle, strahlende, poetische Bilder, fast euphorisch, womit wir den Film abschliessen konnten.

Und jetzt sind sie wieder da. 2012 ragte zuerst eine kleine Ecke aus dem Wasser heraus. Die Ruinen sehen noch immer genauso märchenhaft aus wie 1997. Nur das Bedürfnis nach einem Pilgerort scheint es nicht mehr zu geben.

Ruinen von Canudos wieder auf dem Trockenen

Foto’s: Neide Rigo

Het lege stuwmeerDie große Fläche im Bild oben ist normaler Weise von Wasser bedeckt -vom Ort, wo der Photograph steht bis an die Hügel am Horizont, mit darin einer Insel mit Bäumen.

Wir werden dorthin gehen
In Kürze beginnen wir mit der Planung unserer Brasilien-Tournee, um den Film dorthin zurück zu bringen. Die beeindruckendste Uraufführung, die wir uns vorstellen können, wäre inmitten der Ruinen vom alten Canudos. Trotzdem hoffen wir, dass einige starke Regengüsse dies unmöglich machen werden. Am liebsten würden wir den Film am Ufer des gut gefüllten Stausees zeigen, in dem Canudos wieder tief unter Wasser versunken liegt.

Voller Kalender
Doch erst einmal wird es noch viele Filmvorführungen hier in der Nähe geben: Für November, Januar und Februar planen wir nog mehrere Reisen durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. Sollten Sie Menschen oder Orte kennen, die an einer Filmvorführung Interesse haben könnten, schreiben Sie uns dann bitte!

Und: der DVD des Films ist erschienen!
Dies war nur möglich dank die vielen Menschen die den DVD, am Ende unserer Vorführungen, im Vorverkauf bestellt haben. Von der Erlös dieses Vorverkaufs konnte nun die offizielle DVD finanziert werden. Er ist sehr schön geworden 🙂
Wir möchten euch alle herzlich danken für euer Vertrauen und Geduld – jeder die sich am Vorverkauf beteiligt hat! Sie können Ihr DVD bald mit der Post erwarten.

Für jetzt wünschen wir Ihnen allen einen schönen Herbst.
Herzliche Grüße aus Den Haag,

Mendel Hardeman & Susanne Dick

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Bilder: Neide Rigo

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